Barbara wurde am 14.01.2025 auf dem Parkfriedhof in Berlin Lichterfelde West beerdigt. Für die großzügige Hilfe und herzliche Unterstützung bei der Trauerfeier richten wir unsere tiefe Dankbarkeit an Herrn Pfarrer Büttner, SELK (Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche).

Die ausführliche Version des auf der Trauerfeier verlesenen Lebenslaufes Barbara's (Verfasser: Marko Völker) kann wie folgt nachgelesen werden bzw. steht zum Download als PDF-Datei hinter diesem Link zur Verfügung.

Barbara Melide Mohafez geb. Löffler geb. 03.09.1935 in Berlin gest. 09.12.2024 in Berlin



LEBENSLAUF

Barbara wurde am 03.09.1935 als einzige Tochter des Diplom-Ingenieurs Fritz Löffler und seiner Frau Melide Löffler geb. Galette geboren. Es freuten sich auch die älteren Brüder Heiner und Bernd über ihre Geburt. Am 30.07.1936 wurde Barbara am 70. Geburtstag ihrer Großmutter Hedwig Galette geb. Schellentraeger in Leipzig evangelisch getauft. Als die Familie nach der Feier nach Berlin zurückkehrte, befand sie sich plötzlich mit ihrem dreckigen Auto mitten in einem Festumzug anläßlich der in Berlin stattfindenden Olympiade.

1941 wurde Barbara in der Lichterfelder Grundschule, Kommandantenstraße, eingeschult. Den geliebten Bruder Heiner verlor Barbara im II. Weltkrieg am 30.08.1942. Heiner ist auf einem überführungsflug von Kopenhagen nach Aalborg in einer Fw 190 mit 21 Jahren tödlich verunglückt. Barbara spielte auf der Straße als die Todesnachricht persönlich überbracht wurde. Da der Krieg das Leben in der Reichshauptstadt Berlin gefährlich machte und Fliegerangriffe sich häuften, wurde Barbara im Herbst 1942 nach Meiningen in Thüringen zu ihrer Tante Gretel Löffler (Schwester ihres Vaters) geschickt. Dort angekommen, erkundigte sich das Kind gleich nach der Lage des Luftschutzkellers, was die noch nicht kriegserprobten Meininger amüsierte. Bei ihrer Tante fühlte sich Barbara sehr wohl und entwickelte sich dort zur Leseratte. Da Barbara ihrer Tante recht ähnlichsah, wurde gemunkelt, sie könnte die Tochter ihrer Tante sein. Als Barbara darauf angesprochen wurde, überlegte sie nicht und sagte nur: "Könnte sein." Das dürfte nicht zum Verstummen der Gerüchte beigetragen haben. Der Vater erkrankte an Tbc und starb daran am 28.02.1947. Es bekümmerte Barbara sehr, daß die Mutter dem Vater immer weder das Gefühl gegeben hatte, daß er nicht gut genug für sie sei. Im Herbst 1947 kehrte Barbara aus Thüringen zurück.

Als Barbara in Berlin zur Schule ging, erinnerte sie sich, daß sich ihre Mutter über schulische Erfolge in Mathematik und naturwißenschaftlichen Fächern nicht sonderlich freute, da Barbara diese Fächer ja nicht brauche, da aus ihr eine "Dame" werden solle. Die Mutter wuchs im Kaiserreich auf und ihr waren noch ganz andere Werte vermittelt worden. In der Schulzeit bekam Barbara auf Grund ihres Geburtsnamens "Löffler" den Spitznamen "Loschka".

Von 1953 bis 1955 arbeitete Barbara als Kinderkrankenpflegerin in einem DRK-Flüchtlingskrankenhaus. Diese Arbeit mußte Barbara wegen eines damals besteh-enden, aus der Nachkriegszeit resultierenden, Herzleidens aufgeben.

Nach der Schule zog es die sprachbegabte Barbara nach Paris, wo sie losgelöst von der Familie eine glückliche Zeit verbringen durfte. Von 1959 bis 1961 absolvierte Bar-bara ein Sprachstudium Französisch an der "Alliance Française" (Sprache, Literatur u. Kunstgeschichte) und war Gasthörerin an der "Sorbonne". Zu der Zeit fertigte sie Fachübersetzungen in einem medizinischen übersetzungsbüro an (franz. -> deutsch). In Paris begegnete Barbara während ihres Aufenthalts Siawosch Mohafez. Sie lernte diesen persischen Mann kennen und lieben.

Barbara und Siawosch heirateten am 26.06.1962 in Teheran/Iran. Für Barbara be-gann ein neues Lebenskapitel im Iran. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Sudabeh Melide (* 16.08.1963), Heiner Afschin (* 11.03.1965), Bernd-Siamak (* 01.03.1968) und Florian Anusch (* 09.11.1971). Die Kinder wurden abwechselnd in Teheran und in Berlin geboren und besuchten eine deutsche Schule in Teheran.

In Teheran übernahm Barbara verschiedene Tätigkeiten als Chefsekretärin, über-setzerin und Lehrerin. Von 1964 bis 1966 war Siawosch als Geologe beruflich in London. Seine Familie folgte ihm, in London konnte Barbara als Freiberuflerin medizinische und wißenschaftliche Arbeiten übersetzen (engl., franz., deutsch).

Als sich die politischen Verhältniße im Iran änderten und es zur Revolution kam, floh Barbara im Januar 1979 mit ihren vier Kindern nach Deutschland. Dieser Schritt war ein sehr entscheidender: Er bedeutete ein neues Leben in West-Berlin, Trennung von Siawosch und vor allem für die Kinder ein Bruch in ihrem Leben. Barbara mußte erkennen, daß sie viele Entwicklungen in ihrem Heimatland verpaßt hatte und sich selbst erst in die deutschen Lebensverhältniße wieder einleben mußte. Es war für alle eine schwere Zeit.

Schließlich zog die Familie in Barbaras Elternhaus in der Aarauer Straße zu ihrer Mutter. Die Ehe mit Siawosch wurde 1984 geschieden. Barbara nahm eine Arbeit bei der Bundesanstalt für Materialforschung auf und wurde Abteilungßekretärin und Sachbearbeiterin in einem Projekt der Entwicklungshilfe. Zudem war sie alleinerzieh-end mit vier Kindern und versorgte ihre Mutter im Alter.

Sie gab ihr Bestes, dennoch mag manches vielleicht auf der Strecke geblieben sein. Barbara sprach davon, daß sie "wilde Kinder" habe. Sie liebte ihre Kinder und wurde von ihnen immer wieder gefordert. Wurde das gegenseitige Verständnis füreinander von allen Seiten immer wieder auf die Probe gestellt? Barbara sagte über sich selbst, daß sie "ein Blatt im Wind" sei und verkannte vielleicht dabei die Tragweite ihrer eigenen Entscheidungen. Barbara verfolgte die Lebenswege der Kinder, jedoch leider meist aus räumlicher Distanz. Jeder ging seinen Weg.

Barbara hatte lange die Befürchtung, daß ihr Ex-Mann alt und krank an ihrem Gar-tentor stehen könnte. Sie hatte Angst vor ihrem eigenen Verhalten in dieser Situation. Daher war sie erleichtert, als sie von Siawoschs zweiter Hochzeit erfuhr.

Im Oktober 1997 ging Barbara in Ruhestand.

Barbara freute sich, daß aus Sudabeh eine sehr gute Schriftstellerin wurde. Sie war auch glücklich als Bernd mit Homa und Zensela zu ihr zogen. Barbara begleitete Zensela in ihrem Abitur.

Florian ging in die Niederlande, wo er Sara heiratete, und zog dann mit seiner Fami-lie in die Schweiz. Bernd zog zwischenzeitlich auf die Philippinen und gründete dort eine Familie. Heiner und seine Frau zogen schließlich zu Barbara ins Haus. Das Zusammenleben mit Heiners Sohn Corvinius war Barbaras großes Glück. Doch den gewünschten Lebensabend in Ruhe und Frieden fand Barbara erst 2023 im Petruswerk in Tempelhof in der Felixstraße 37, wo sie mit Bernds Unterstützung eine schöne, helle und seniorengerechte Wohnung beziehen durfte. Die Vögel auf dem Balkon gehörten zu ihren täglichen Freuden, sie fanden dort immer Futter vor. Ebenso genoß sie die räumliche Nähe in Tempelhof zu ihrer jüngsten Patentochter Ilva, mit der es auch zu spontanen Treffen kam. Es entstanden auch weitere Kontakte.

Die körperliche Selbstkontrolle zu verlieren, war für Barbara ein schrecklicher Gedanke. Sie wollte selbstbestimmt sein und bleiben. So verfügte sie auch ihre Beerdigung im überschaubaren Kreis und eine anonyme Grabstelle.

Barbara war nicht menschenscheu, nein, sie versammelte gern Gesellschaften um sich und hatte viele gute Freunde und Bekannte. Im Ruhestand wurde sie Märchenerzählerin und veranstalte über mehrere Jahre viele Märchenabende. Der Kreis trifft sich heute noch und noch in der Woche vor ihrem Tod traf sich Barbara mit ihren Märchenfrauen zum Essen.

Barbara war sehr gastfreundlich und in der Aarauer Straße hatte sie öfter Logier-besuch. Sie kochte vortrefflich, hatte ein großes Repertoire an schmackhaften inter-nationalen Speisen und stellte jeweils viele schöne Schalen mit Köstlichkeiten auf die Tische. Sehr gern kreierte sie etwas aus Kichererbsen und Linsen.

Basteln war eine bevorzugte Freizeitbeschäftigung von Barbara, jeder Anlaß konnte sie dazu einladen. Die Bastelmaterialien waren sehr vielseitig und Barbara zeugte bei diesem Hobby eine große Ausdauer und Freude. Es entstanden viele Verzierungen und Geschenke. Das Lesen – auch in englischer und französischer Sprache - blieb eine große Leidenschaft von Barbara, sie war wißbegierig und in vielen Dingen recht bewandert. Sie intereßierte sich für ihre Umwelt und ihre Mitmenschen, war ansprechbar in allen Lebensfragen und teilte Freud und Leid ihrer Mitmenschen. Sie erlernte auch die Gebärdensprache. Für Spiele war Barbara auch stets zu haben und freute sich, wenn sie auf Gleichgesinnte traf.
"Gefüllte Kalbsbrust" war ein bevorzugtes Spiel von ihr, sie war darin unschlagbar.

Barbara reiste gern und hatte besonders an der Provence in Südfrankreich Gefallen gefunden. Die französische Sprache beherrschte Barbara bis zuletzt fließend. Als sie im November im Krankenhaus war, unterhielt sie sich mit einem tunesischen Krankenpfleger selbstverständlich auf Französisch, zur Freude beider.

Wie Barbara öfter feststellte, war sie an der Vergangenheit mehr intereßiert als an der Zukunft. Hätte sie sich eine Zeitreise außuchen dürfen, wäre sie nur in die Vergangenheit gereist. So interessierte sie sich auch für das Leben ihrer Vorfahren. 1987 lernte sie den Ahnenforscher Marko kennen, mit welchem sie sich über Jahrzehnte angeregt austauschen konnte. Aus dem flüchtigen Treffen erwuchs eine tiefe Verbindung. Barbara hinterlässt eine große Familie. Neben ihren Kindern Sudabeh, Heiner, Bernd und Florian gibt es noch Enkel und Urenkel. In der Schweiz leben Ananda, Lalana, Kailash und Zensel, in Berlin Corvinius und Aramis und auf den Philippinen Donald und Zia Sayah. Die Urenkel Neyo und Wainlea leben auch in der Schweiz.

Verfasser: Marko Völker, 30.12.2024